Veröffentlichungsdatum: 07.06.2025 20:34 / Welt Nachrichten

Gericht stoppt Trumps Visaplan gegen Harvard

Gericht stoppt Trumps Visaplan gegen Harvard

Harvard erzielt einstweilige Verfügung gegen Entzug des Visa-Status unter wachsendem Druck aus dem Weißen Haus.

Richterin gewährt einstweilige Verfügung im politischen Streit

Ein Bundesrichter in Massachusetts hat am Donnerstag eine einstweilige Verfügung gegen den sofortigen Entzug von Harvards Zertifizierung im Rahmen des Student and Exchange Visitor Program (SEVP) durch die Trump-Regierung erlassen. Die Entscheidung folgte einem Eilantrag der Universität, die argumentierte, dass ihr bei Umsetzung „unmittelbarer und irreparabler Schaden“ drohe.

Richterin Allison D. Burroughs stellte fest, dass Harvard die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Schäden ausreichend nachgewiesen habe. In ihrer Verfügung heißt es, die Universität werde „unmittelbare und irreparable Schäden erleiden, bevor alle Parteien gehört werden können.“ Die SEVP-Zertifizierung, verwaltet vom Heimatschutzministerium, erlaubt Universitäten, internationale Studierende für US-Visa zu sponsern.

Obwohl die Verfügung nur vorübergehend ist, verhindert sie vorerst eine abrupte Maßnahme, die Tausende internationale Studierende betroffen hätte. Harvard hält die SEVP-Zertifizierung seit über 70 Jahren. Ohne sie hätten die betroffenen Studierenden nur 180 Tage Zeit, um an eine andere zugelassene Institution zu wechseln oder ihre Visa zu verlieren.

Rechtlicher Druck und politische Implikationen

Beobachter sehen die einstweilige Verfügung als kurzfristige Maßnahme, nicht als endgültige Lösung. Die Regierung wird voraussichtlich in Berufung gehen, wodurch der Streit vor höhere Gerichte gelangen könnte. Kritiker sehen darin den Versuch, das US-Bildungssystem politisch zu beeinflussen. Der Harvard-Juraprofessor Noah Feldman sagte, „letztlich geht es darum, dass Trump seine Weltsicht allen anderen aufzwingen will.“

Die Verfügung ist nur ein Teil eines umfassenden Konflikts zwischen der Regierung und Harvard. Seit Präsident Donald Trump im Amt ist, haben Bundesbehörden über zwei Milliarden Dollar an Fördermitteln eingefroren und mehrere Untersuchungen gegen die Universität eingeleitet. Dies hat erhebliche Unsicherheit innerhalb der Institution erzeugt.

Rechtsexperten warnen, dass die Maßnahmen der Regierung potenzielle internationale Bewerber abschrecken könnten. Aram Gavoor, Dekan der George Washington University Law School, betonte die abschreckende Wirkung: „Studierende, die sonst Harvard besuchen oder sich bewerben würden, könnten sich alternative Pläne für ein Studium in den USA überlegen.“

Selbst wenn Harvard vor Gericht gewinnt, könnte die Regierung ihr Ziel teilweise erreicht haben. Gavoor meinte, „es lässt sich argumentieren, dass sie auf politischer Ebene bereits gewonnen hat.“

Auswirkungen auf Immatrikulation und Finanzen

Trotz der Unsicherheit glauben Analysten, dass Harvards finanzielles Modell der Belastung standhalten kann. David Feldman, Ökonom am William & Mary College, erklärte, dass Harvard internationale Studierende problemlos durch hochqualifizierte US-Bewerber ersetzen könnte, ohne kurzfristige Einnahmeverluste. „Es geht Harvard darum, die bestmögliche Studierendengruppe auszuwählen“, sagte Feldman. Wenn politische Einschränkungen dies verhindern, wähle Harvard eben „die zweitbeste Gruppe.“

Feldman betonte zudem, dass Harvards „need-blind“-Aufnahmepolitik und robuste Finanzreserven der Universität eine höhere Stabilität verleihen als staatlichen Hochschulen. Während er die Risiken einräumte, sagte er: „Diese Institutionen haben die Fähigkeit zu widerstehen. Lieber wäre ihnen, dieser Konflikt verschwände – aber sie sind nicht wehrlos.“

Der Ausgang des Verfahrens dürfte nicht nur Harvards Zukunft, sondern auch die nationale Politik im Bereich Bildung, Einwanderung und Bundeskompetenz gegenüber privaten Institutionen mitbestimmen.