Die Europäische Kommission kündigte am Donnerstag an, dass sie Vergeltungszölle auf US-Importe im Wert von 95 Milliarden Euro erheben könnte, falls die laufenden Verhandlungen keinen Durchbruch in einem transatlantischen Handelsstreit bringen. Brüssel leitete eine öffentliche Konsultation zu möglichen Maßnahmen ein, die ein breites Spektrum an Industrie- und Agrarprodukten betreffen. Außerdem werden Einschränkungen für den Export von Stahlschrott und Chemikalien im Wert von 4,4 Milliarden Euro in die USA geprüft.

Parallel dazu gab die EU bekannt, dass sie offiziell ein Konsultationsersuchen bei der Welthandelsorganisation (WTO) einreichen wird. Die EU bezeichnete die US-Zölle als „offensichtlich“ illegal. Die Klage betrifft sowohl die sogenannten „reziproken“ Universalzölle als auch die spezifischen Abgaben auf Autos und Autoteile.

Die Kommission betonte, dass diese Maßnahmen Teil einer Doppelstrategie seien: Zum einen werde ein faires, verhandeltes Abkommen mit den USA angestrebt, zum anderen bereite man entschlossene Gegenmaßnahmen vor, falls die Gespräche scheitern. „Unser Ziel bleibt eine gegenseitig vorteilhafte und ausgewogene Lösung“, erklärte Brüssel, warnte jedoch, dass man handeln werde, um das internationale Handelsrecht zu verteidigen.

Die potenziellen Zölle spiegeln die wachsenden Spannungen zwischen zwei der größten Handelsblöcke der Welt wider und unterstreichen den Willen der EU, ihre wirtschaftlichen Interessen zu verteidigen und die Vorrangstellung der WTO-Regeln zu bekräftigen.