
Jean-Pierre fordert Unabhängigkeit nach Austritt aus den Demokraten
Die ehemalige Pressesprecherin von Biden, Karine Jean-Pierre, verlässt die Demokraten und ruft in ihren Memoiren dazu auf, parteiübergreifend zu denken.
Jean-Pierre verkündet Austritt aus der Demokratischen Partei
Karine Jean-Pierre, die über zwei Jahre als Chefsprecherin von Präsident Joe Biden diente, hat angekündigt, die Demokratische Partei zu verlassen und fortan als Unabhängige aufzutreten. In einem Schritt, der politische Beobachter überraschte, erklärte Jean-Pierre, dass sie das aktuelle Klima der "blinden Loyalität gegenüber einem Zwei-Parteien-System" nicht mehr unterstützen könne.
Die Ankündigung erfolgt im Zuge der Vorstellung ihrer neuen Memoiren „Independent“, in denen sie ihren Weg vom Rednerpult des Weißen Hauses zur politischen Unabhängigkeit schildert. „Amerikaner müssen beginnen, über Parteigrenzen hinauszudenken und das Leben als Unabhängige zu umarmen“, so ihr Verlag in einer Pressemitteilung. Das Buch, das ein Jahr nach der Wahl 2024 erscheinen soll, beschreibt die Ereignisse, die Präsident Bidens Verzicht auf eine erneute Kandidatur und Jean-Pierres Wahrnehmung eines Verrats durch Parteiführer begleiteten.
Rückblick auf parteiische Verteidigung und politische Auseinandersetzungen
Während ihrer Amtszeit von Mai 2022 bis Januar 2025 wurde Jean-Pierre für ihre engagierte Verteidigung der Biden-Politik bekannt, etwa bei der Grenzkrise, dem Supreme-Court-Urteil zu Roe v. Wade, Debatten um Transgender-Rechte und die Rhetorik gegenüber Präsident Donald Trump.
Ihre Zeit als Pressesprecherin war geprägt von leidenschaftlichen Auftritten. 2022 erklärte sie: „Wir bauen keine Mauer, wir räumen das Chaos der vorherigen Administration auf. Wir versuchen, Leben zu retten.“ Oft stellte sie die Einwanderungspolitik als Gegenentwurf zu Trumps Ansätzen dar und bezeichnete eine Grenzmauer als „ineffiziente Verwendung von Steuergeldern“.
Auch auf das Dobbs-Urteil des Supreme Court, das das Recht auf Abtreibung beendete, reagierte Jean-Pierre und bezeichnete es als „extrem“ mit schwerwiegenden Folgen für Familien und Frauen. Beim Thema LGBTQ zeigte sie sich als entschiedene Fürsprecherin und verurteilte wiederholt bundesstaatliche Gesetze gegen Transgender-Jugendliche als „beschämend“ und „inakzeptabel“.
Politische Rhetorik, Sicherheit und Aufruf zur Sachlichkeit
Das letzte Jahr ihrer Amtszeit war von zunehmender politischer Gewalt und verschärfter Rhetorik geprägt. 2024 überlebte Trump zwei Attentatsversuche. Jean-Pierre musste sich Fragen zu den Aussagen der Regierung stellen, nachdem Biden und Vizepräsidentin Harris Trump als „Bedrohung für die Demokratie“ bezeichneten. In einer Pressekonferenz im September betonte sie: „Wir verwenden Beispiele. Wir sagen das nicht einfach so.“
Jean-Pierres Austritt aus der Partei und ihr Aufruf, unabhängig zu denken, fallen in eine Zeit tiefer Polarisierung und erneuter Debatten über die Zukunft der amerikanischen Politik. Ihr persönlicher Weg – vom Weißen Haus zu einer öffentlichen Abkehr von „blinder Loyalität“ – signalisiert ein größeres Umdenken innerhalb der Demokraten und der amerikanischen Gesellschaft insgesamt.