
Kalifornischer Professor nach Razzia auf Cannabisfarm angeklagt
Kalifornischer Professor wegen Angriffs auf Bundesbeamte während einer Razzia auf einer Cannabisfarm angeklagt, bei der 350 illegale Einwanderer festgenommen wurden.
Razzia deckt groß angelegte Verstöße gegen Einwanderungs- und Arbeitsgesetze auf
Bundesbehörden nahmen Jonathan Anthony Caravello, Mathematikprofessor an der California State University Channel Islands, fest, weil er angeblich während einer großangelegten Razzia auf einer Cannabisfarm in Ventura County ICE-Beamte angegriffen haben soll. Bei dem Einsatz, der zur Festnahme von über 350 illegalen Einwanderern führte, wurden zudem Hinweise auf mutmaßliche Ausbeutung und Zwangsarbeit von 14 Minderjährigen entdeckt.
Caravello wird beschuldigt, während der Razzia auf der Glass House Farms eine Tränengaskartusche auf Einsatzkräfte zurückgeworfen zu haben. Laut US-Staatsanwalt Bill Essayli wurde der Professor nach 18 USC 111 wegen Angriffs, Widerstands oder Behinderung eines Bundesbeamten angeklagt. Die California Faculty Association (CFA) bezeichnete Caravellos Festnahme zunächst als „Entführung“, was Bundesbeamte umgehend dementierten. „Professor Jonathan Caravello wurde nicht von Bundesbeamten ‚entführt‘. Er wurde festgenommen, weil er eine Tränengaskartusche auf Einsatzkräfte geworfen hat“, stellte Essayli in sozialen Medien klar.
Laut einer in einer eidesstattlichen Erklärung zitierten Bodycam-Aufnahme versuchte Caravello zunächst, die Kartusche zu treten, hob sie dann auf und warf sie auf die Beamten. Zudem wird ihm vorgeworfen, sich bei der Festnahme widersetzt, Anweisungen ignoriert und versucht zu haben, das Bein eines Grenzschutzbeamten zu ergreifen, während er mit einem Megafon Sirenengeräusche machte, um die Beamten zu stören.
Reaktionen der Gemeinschaft und rechtliche Schritte
Caravello erschien am Montag vor Gericht und wurde gegen eine Kaution von 15.000 Dollar mit einer Fußfessel entlassen, wie in einem von der CFA veröffentlichten Video zu sehen ist. Die CFA verteidigte Caravello mit den Worten: „Jonathan ist ein engagierter Pädagoge und Mentor, der für seine Studierenden und die Einwanderergemeinschaften eintrat – und genau deshalb ins Visier geriet.“ Die Universität bekräftigte ihre Unterstützung und verwies auf Caravellos Recht auf friedlichen Protest gemäß dem Ersten Verfassungszusatz sowie auf ein ordnungsgemäßes Verfahren.
Während der Razzia kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen ICE-Beamten und rund 500 Demonstranten, von denen einige mexikanische Flaggen schwenkten. Einsatzfahrzeuge wurden mit Steinen beworfen und ein Unruhestifter soll mit einer Schusswaffe in Richtung der Beamten gefeuert haben, was den Einsatz von Tränengas zur Zerstreuung der Menge zur Folge hatte. Caravello verließ nach dem Vorfall den Schauplatz, kehrte jedoch später in anderer Kleidung zurück und wurde als mutmaßlicher Werfer der Kartusche identifiziert und festgenommen.
Die Razzia auf der Glass House Farms gilt als die zweitgrößte ICE-Arbeitsplatzoperation in einem Bundesstaat in der Geschichte, nach den Hähnchenfabrik-Razzien 2019 in Mississippi. Behörden berichten, dass unter den Festgenommenen eine Person mit Vorstrafen wegen Gewaltverbrechen und versuchter Kinder-Ausbeutung war. Die geretteten Kinder stammten aus Mexiko und Honduras, die Einwanderungsbehörden prüfen weiterhin die Hintergründe aller 319 festgenommenen Personen.
Weitreichende Auswirkungen und laufende Ermittlungen
Dieser aufsehenerregende Fall hat die Debatte über Einwanderungskontrollen, Arbeitsausbeutung und die Rolle des Aktivismus von Hochschulangehörigen neu entfacht. Im Verlauf des rechtlichen Verfahrens werden die Spannungen zwischen Einwanderungspolitik, Arbeitsrecht und akademischer Freiheit deutlich. Die Ergebnisse der Ermittlungen und des Gerichtsverfahrens dürften die laufende Diskussion über öffentlichen Protest und Strafverfolgung in Kalifornien und darüber hinaus prägen.