Veröffentlichungsdatum: 08.07.2025 19:46 / Welt Nachrichten Ezrah Klien Ezrah Klien

Klage gegen US-Steuerbehörde wegen Einschränkung der Meinungsfreiheit

Klage gegen US-Steuerbehörde wegen Einschränkung der Meinungsfreiheit

Die texanische Organisation Freedom Path verklagt die US-Steuerbehörde IRS, weil vage Regeln konservative Gruppen treffen und politische Meinungsäußerungen unterdrücken.

Historische Klage gegen IRS-Regelwerk

Die US-Steuerbehörde (IRS) steht vor einer bedeutenden rechtlichen Herausforderung: Die in Texas ansässige Organisation Freedom Path wirft der Behörde vor, durch ihre Regeln die freie Meinungsäußerung konservativer Vereinigungen auf dem Weg zur Steuerbefreiung einzuschränken. Der Fall, der diese Woche vor einem Bundesgericht in Washington, D.C. verhandelt wird, dreht sich um den sogenannten "facts and circumstances"-Test, mit dem die IRS bewertet, ob eine Organisation als Sozialverband gemäß Abschnitt 501(c)(4) gilt oder als zu politisch eingestuft wird.

Freedom Path wurde 2011 mit dem Ziel gegründet, Obamacare abzuschaffen und eine ausgeglichene Haushaltspolitik zu fördern. Laut Chris Gober, CEO von Lex Politica, musste die Gruppe neun Jahre lang um den Steuerstatus kämpfen – inklusive einer ungewöhnlichen Forderung der IRS, die Spender offenzulegen. „Es war eine sehr seltsame Anfrage. Wir haben das abgelehnt, kurz darauf wurde der Lois-Lerner-Skandal bekannt“, so Gober.

2013 hatte Lois Lerner, damalige Leiterin der IRS-Abteilung für steuerbefreite Organisationen, öffentlich eingeräumt, dass die Behörde konservative Gruppen besonders geprüft hatte. Trotz öffentlicher Entschuldigung sind laut Freedom Path und deren Anwälten die gleichen Prüfmechanismen und Regeln weiterhin in Kraft – wodurch Bürokraten nach eigenem Ermessen politische Kampagnen von legitimer Interessenvertretung unterscheiden können.

Unklare Kriterien und Selbstzensur

Die Klage greift insbesondere den verfassungsrechtlichen Bestand des 11-Punkte-Tests der IRS an. Freedom Path argumentiert, dass die schwammigen Kriterien Organisationen zu Selbstzensur zwingen, um den Verlust der Steuerbefreiung oder staatliche Sanktionen zu vermeiden. Die Gruppe habe etwa einen TV-Spot gegen Obamacare zurückgezogen – aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen.

„Eigentlich ist es gar kein Test“, so Gober. „Er ist so offen, weit gefasst und subjektiv, dass je nach Wunschresultat jede Entscheidung möglich ist.“ Er verweist auf Entscheidungen des Obersten Gerichts, die ähnliche Tests bei anderen Behörden für verfassungswidrig erklärten. „Wir wollen, dass die IRS die gleichen Regeln wie die Wahlkommission anwendet.“

Freedom Path sieht sich als Sozialverband und beruft sich auf das Recht auf freie Meinungsäußerung, solange keine direkte politische Wahlkampagne erfolgt. Ziel der Klage ist, dass die IRS ihre Regeln neu definiert und Bürokraten nicht mehr unbegrenzten Ermessensspielraum erhalten.

Im Erfolgsfall könnte das Urteil Auswirkungen auf über eine Million Non-Profit-Organisationen in den USA haben und die Landschaft politischer Meinungsäußerung grundlegend verändern. „Hier geht es nicht nur um uns – es geht darum, ob ungewählte Bürokraten das Steuerrecht nutzen können, um unliebsame Meinungen zu unterdrücken. Jede konservative Gruppe in den USA sollte das verfolgen“, so Gober.

Die IRS kommentierte laufende Verfahren nicht. Das Urteil wird mit Spannung erwartet und könnte weitreichende Folgen für die politische Debatte und die Rolle von Non-Profit-Organisationen haben.