
USA hebt Terrorismus-Einstufung für Syriens neue Führung auf
Die Trump-Regierung hebt das Terror-Label für Syriens neue Führung auf und ebnet den Weg für Sanktionsabbau und globale Beziehungen.
Wendepunkt in der US-Politik gegenüber Syriens Regierung
Die Vereinigten Staaten haben offiziell die Terrorismus-Einstufung für Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) aufgehoben, die sunnitisch-islamistische Gruppe, die Präsident Baschar al-Assad gestürzt und die Kontrolle über die syrische Regierung übernommen hat. Dieser Schritt markiert eine deutliche Kehrtwende in der US-Politik: HTS und ihr Anführer Ahmed al-Sharaa, einst Ziel einer US-Kopfgeldprämie von 10 Millionen Dollar, gelten nun als neue de-facto-Autorität in Syrien.
Die Entscheidung wurde in einer Erklärung von Außenminister Marco Rubio am Montag bestätigt. Er erklärte: „In Absprache mit dem Generalstaatsanwalt und dem Finanzminister widerrufe ich hiermit die Einstufung der al-Nusrah-Front, auch bekannt als Hay’at Tahrir al-Sham, als ausländische Terrororganisation.“ HTS, ursprünglich der syrische Al-Qaida-Ableger Jabhat al-Nusra, war seit 2018 als Terrororganisation gelistet. Die neue Politik folgt auf umfangreiche diplomatische Gespräche zwischen Übergangsführer Ahmed al-Sharaa und der Trump-Regierung.
Vom Kopfgeldziel zum Verhandlungspartner
Ahmed al-Sharaa wandelte sich vom gesuchten Milizionär zum politischen Anführer und führte im Juni ein bedeutendes Treffen mit Präsident Donald Trump. Dabei versprach al-Sharaa, Syriens Wirtschaft für den Westen zu öffnen, die Beziehungen zu Israel zu entspannen, US-Unternehmen Zugang zu Öl und Gas des Landes zu gewähren und schlug sogar den Bau eines Trump Towers in Damaskus vor. Im Gegenzug forderte er Sanktionsabbau und US-Unterstützung für den Wiederaufbau nach dem Krieg.
Präsident Trump unterzeichnete daraufhin letzte Woche eine Durchführungsverordnung zur Aufhebung mehrerer Sanktionen gegen Syrien. „Wir geben Syrien die Chance, sich nach Jahrzehnten des Konflikts zu erholen“, sagte Trump und präsentierte diesen Schritt als Maßnahme für regionale Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwung. Finanzminister Scott Bessent erklärte, der Schritt helfe Syrien, „wieder Zugang zum Welthandel zu erlangen und internationales Vertrauen aufzubauen“, während Restriktionen gegen Akteure des alten Regimes und andere Destabilisierer bestehen bleiben.
Rolle des Kongresses und internationale Auswirkungen
Obwohl viele Sanktionen per Präsidialerlass aufgehoben wurden, bedarf es für einige weitere Maßnahmen der Zustimmung des Kongresses. In einer seltenen parteiübergreifenden Initiative brachten die Abgeordneten Ilhan Omar (D-Minn.) und Anna Paulina Luna (R-Fla.) Gesetzesvorhaben zur weiteren Lockerung der Wirtschaftssanktionen ein. US-Sanktionen hatten bisher strenge finanzielle Strafen für Unterstützer des Assad-Regimes vorgesehen und amerikanische Geschäfte mit syrischen Unternehmen – insbesondere im Öl- und Gassektor – praktisch verboten.
Die Anerkennung der neuen syrischen Führung wird in Washington und bei internationalen Beobachtern kontrovers diskutiert. Befürworter sehen in der Zusammenarbeit mit HTS und der Öffnung der Wirtschaft einen Hebel für einen beschleunigten Wiederaufbau, Kritiker verweisen auf die Ursprünge und Ideologie der Gruppe. Die US-Regierung behält Kernbeschränkungen bei, um jede Rückkehr terroristischer Strukturen und regionale Destabilisierung zu verhindern.
Da Syriens neue Regierung den Wiederaufbau nach Jahren des Krieges und der Isolation anstrebt, markiert das Ende des Paria-Status einen Wendepunkt. Die kommenden Monate werden zeigen, ob internationale Integration und wirtschaftliche Öffnung Stabilität bringen und ob die neuen Führer Syriens Reformen, Inklusion und Frieden einlösen können.