
Barrett und Jackson streiten im Supreme Court über landesweite Verfügungen
Barrett weist Jacksons Haltung einer „imperialen Justiz“ zurück, während der Supreme Court landesweite Verfügungen in einem Trump-Streit einschränkt.
Barrett, Jackson und der Streit um richterliche Macht
Am Ende der Sitzung des Supreme Court lieferten sich die Richterinnen Amy Coney Barrett und Ketanji Brown Jackson einen offenen Schlagabtausch über den Umfang der gerichtlichen Befugnisse. Die Entscheidung betraf einen Eilantrag der Trump-Regierung, die Verwendung landesweiter Verfügungen zu stoppen – also Anordnungen, die bundesweite Politiken für alle blockieren, nicht nur für die beteiligten Parteien. Davon betroffen war auch Trumps Verfügung zum Geburtsortsprinzip.
Barrett, von Trump ernannt, verfasste die Mehrheitsmeinung und entschied, dass Bundesrichter ihre Befugnisse überschreiten, wenn sie Anordnungen über die Verfahrensbeteiligten hinaus erlassen. Sie wies Jacksons abweichende Meinung als „Rhetorik“ zurück und erklärte, diese stehe im Widerspruch zu „über zwei Jahrhunderten Präzedenzfällen und der Verfassung selbst“. Barrett schrieb: „Wir werden uns nicht mit Justice Jacksons Argumentation aufhalten… Justice Jackson kritisiert eine imperiale Exekutive, während sie eine imperiale Justiz befürwortet.“
Das Urteil verbietet jedoch nicht alle Formen umfassender gerichtlicher Maßnahmen. Barrett wies darauf hin, dass Kläger weiterhin Sammelklagen oder landesweite Klagen einreichen können, um Bundespolitiken anzufechten.
Abweichende Meinungen und anhaltende Rechtsunsicherheit
Jackson argumentierte in ihrer abweichenden Meinung, dass Gerichte landesweite Verfügungen erlassen können müssen, um die Exekutive an verfassungswidrigem Handeln zu hindern. Barrett wies dies zurück und erklärte, Jacksons Ansicht habe keine Grundlage im geltenden Recht und würde die richterliche Macht über ihr eigentliches Maß hinaus erhöhen. „Sie bietet eine Vorstellung der richterlichen Rolle, die selbst den leidenschaftlichsten Verteidiger der richterlichen Vorherrschaft erröten lassen würde“, so Barrett.
Richterin Sonia Sotomayor äußerte in einer eigenen abweichenden Meinung, dass der Supreme Court durch sein Verhalten „komplizenhaft“ handle, da er der Trump-Regierung einen rechtlichen Sieg ohne inhaltliche Entscheidung zur Staatsbürgerschaftsfrage ermögliche. Sotomayor betonte, dass untergeordnete Gerichte Trumps Verfügung stets blockiert hätten, und deutete an, Trump habe den Fall strategisch so vorgebracht, dass der Supreme Court nicht über die Verfassungsmäßigkeit, sondern nur über das Verfahren urteile.
Trumps umstrittene Verfügung zur Staatsbürgerschaft nach Geburtsort würde das seit 150 Jahren geltende Recht auf automatische Staatsbürgerschaft für in den USA geborene Kinder nicht-staatenloser Eltern abschaffen. Das Urteil des Supreme Court schränkt landesweite Verfügungen zwar ein, lässt aber andere juristische Wege zur Anfechtung exekutiver Maßnahmen offen und deutet darauf hin, dass künftige Streitigkeiten über präsidentielle Befugnisse weiterhin zu erwarten sind.