Veröffentlichungsdatum: 13.06.2025 20:33 / Welt Nachrichten

Gericht lehnt Trumps Berufung im Carroll-Fall ab

Gericht lehnt Trumps Berufung im Carroll-Fall ab

Bundesberufungsgericht weist Trumps Einspruch gegen 5-Millionen-Dollar-Urteil im Fall Carroll zurück, zwei Richter dissentieren.

Das US-Berufungsgericht für den 2. Bezirk hat am Freitag Präsident Donald Trumps Versuch zurückgewiesen, ein Zivilurteil aufzuheben, das ihn der sexuellen Misshandlung und Verleumdung der ehemaligen Elle-Kolumnistin E. Jean Carroll für schuldig befand. Die Entscheidung stellt einen bedeutenden juristischen Rückschlag für Trump in einem prominenten Verfahren dar, das auf Jahrzehnte alte Anschuldigungen zurückgeht.

Das vollständige Richtergremium lehnte es ab, Trumps Argumente erneut zu verhandeln, womit das Urteil einer Jury aufrechterhalten wurde, die Carroll 5 Millionen Dollar Schadenersatz zusprach. Trump kann nun beim Obersten Gerichtshof Berufung einlegen – seine letzte rechtliche Möglichkeit in diesem Verfahren.

Carroll hatte 2022 Klage eingereicht und behauptet, Trump habe sie in den 1990er Jahren bei einem kurzen Treffen in einer Umkleidekabine eines Kaufhauses sexuell missbraucht. Die Jury entschied, dass Trump Carroll nicht vergewaltigt habe, ihn jedoch der sexuellen Misshandlung und Verleumdung für schuldig befand, insbesondere wegen seiner öffentlichen Zurückweisungen und abwertenden Äußerungen nach ihren Anschuldigungen.

In seiner Berufung beanstandete Trumps Verteidigungsteam zentrale Beweise, die während des Prozesses vorgelegt wurden – darunter das bekannte Access-Hollywood-Video aus dem Jahr 2016, in dem Trump vulgäre Bemerkungen über Frauen machte. Die Anwälte argumentierten, dass das Video unzulässiges "Neigungsevidenzmaterial" sei – Beweise, die ein bestimmtes Verhalten auf Grundlage früherer Handlungen nahelegen sollen.

Dissens warnt vor rechtlichen Folgen

Zwei von Trump ernannte Richter veröffentlichten ein abweichendes Votum und warnten, dass das Urteil einen problematischen Präzedenzfall schaffen könnte. Sie erklärten, dass das Video keinen direkten Bezug zu Carrolls konkreten Vorwürfen habe und betonten mögliche rechtliche Auswirkungen.

„Wenn die Entscheidung als Präzedenzfall bestehen bleibt, könnte ein künftiger Kläger Beweise früheren Verhaltens vorlegen, das mit dem konkreten Vorwurf kaum in Verbindung steht,“ schrieben sie.

Die Richter erklärten, das Video habe die Jury eher vorverurteilt als informiert und könnte künftige Zivilprozesse mit ähnlichen Vorwürfen beeinflussen.

Zweites Verfahren mit höherem Urteil

Carroll machte ihre Vorwürfe erstmals 2019 in einem Buch öffentlich, woraufhin Trump sie wiederholt öffentlich angriff. Kurz darauf reichte sie zwei Verleumdungsklagen ein. Die aktuelle Entscheidung betrifft die erste Klage, die sich sowohl auf den Vorfall als auch auf Trumps Aussagen danach konzentrierte.

Die zweite Klage, eingereicht nach Veröffentlichung ihres Buches, betraf Trumps Behauptungen, Carrolls Aussagen seien erfunden, um den Buchverkauf zu steigern. In diesem Verfahren sprach eine Jury Carroll im Januar 83 Millionen Dollar zu – ein Urteil, gegen das Trump ebenfalls Berufung eingelegt hat.

Trump hat alle Vorwürfe bestritten, erklärt, Carroll nie getroffen zu haben, und ihre Anschuldigungen als politisch motiviert bezeichnet. Sein Anwaltsteam hat angekündigt, alle rechtlichen Mittel zur Aufhebung der Urteile auszuschöpfen.

Mit der Entscheidung des 2. Bezirksgerichts liegt der Fokus nun auf dem Obersten Gerichtshof. Sollte dieser das Verfahren nicht annehmen, bleibt das 5-Millionen-Dollar-Urteil bestehen – ein schwerer juristischer und reputationsbezogener Rückschlag für den amtierenden Präsidenten.