Veröffentlichungsdatum: 06.06.2025 19:00 / Welt Nachrichten Shane Hannety Shane Hannety

Trump-Regierung bringt abgeschobenen Migranten zurück

Trump-Regierung bringt abgeschobenen Migranten zurück

Ein fälschlich nach Mexiko abgeschobener guatemaltekischer Migrant wird auf Anordnung eines US-Gerichts zurückgebracht.

Erste gerichtlich angeordnete Rückführung unter Trumps Einwanderungspolitik

Ein guatemaltekischer Mann, bekannt als O.C.G., wurde in die Vereinigten Staaten zurückgebracht, nachdem er zuvor von der Trump-Regierung irrtümlich nach Mexiko abgeschoben worden war. Seine Rückkehr, die von seinen Anwälten am Donnerstag bestätigt wurde, stellt den ersten bekannten Fall dar, in dem die Regierung einer gerichtlichen Anordnung zur Rückführung nachgekommen ist.

Der Mann wurde per Linienflug zurück in die USA gebracht, nachdem Bundesrichter Brian Murphy entschieden hatte, dass O.C.G. abgeschoben wurde, ohne die Möglichkeit zu haben, seine Verfolgungsängste geltend zu machen – ein grundlegendes Recht gemäß US- und internationalem Recht.

Murphy stellte fest, dass das Abschiebeverfahren grundlegende Rechtsstandards verletzte. Laut Angaben seiner Anwälte wurde O.C.G. zuvor in Mexiko entführt und vergewaltigt. Dennoch wurde er ohne Anhörung abgeschoben – ein Vorgehen, das der Richter als „völlig rechtswidrig“ bezeichnete.

„Dieser Fall ist keine juristische Ausnahme, sondern zeigt das banale Grauen, wenn ein Mann gegen seinen Willen in ein Land zurückgebracht wird, in dem er gerade Opfer von Gewalt geworden ist“, schrieb Murphy. Die Kosten für die Rückführung seien „verschwindend gering“ im Vergleich zur Bedeutung rechtsstaatlicher Prinzipien.

ICE bestätigt Rückführung – neue rechtliche Konflikte möglich

Das Justizministerium hatte dem Gericht zuvor mitgeteilt, dass ICE in Zusammenarbeit mit Air Charter Operations die Rückführung vorbereitet. Diese erfolgte nun offenbar per Linienflug.

Im Gegensatz zu anderen Migranten, die unter dem Alien Enemies Act von 1798 in das Hochsicherheitsgefängnis CECOT in El Salvador abgeschoben wurden, war O.C.G. nicht in Mexiko inhaftiert gewesen. Dennoch haben Gerichte auch in diesen Fällen Verwaltungspannen festgestellt, ohne dass die Regierung bisher Rückführungen eingeleitet hat.

Nur Stunden vor O.C.G.s Rückkehr ordnete Bundesrichter James Boasberg an, dass allen in CECOT inhaftierten Migranten das Recht auf Habeas-Corpus-Verfahren eingeräumt werden müsse, um ihre Inhaftierung anzufechten. Zudem müsse die Regierung innerhalb einer Woche darlegen, wie sie dieses Verfahren ermöglichen wolle.

Diese Entscheidung dürfte die Spannungen zwischen Justiz und Regierung weiter verschärfen. Präsident Trump hatte zuvor Boasbergs Absetzung gefordert, woraufhin Oberster Richter John Roberts die Unabhängigkeit der Justiz öffentlich verteidigte.

In einer separaten Erklärung bekräftigte DHS-Sprecherin Tricia McLaughlin am Wochenende die Haltung der Regierung: „Amerikas Asylsystem war nie als pauschales Amnestiemodell oder Freifahrtschein zur Vermeidung von Abschiebung gedacht.“

Der Fall O.C.G. könnte somit einen rechtlichen Präzedenzfall darstellen und künftige Abschiebungspraktiken stärker unter gerichtliche Kontrolle bringen.