Veröffentlichungsdatum: 30.06.2025 15:45 / Welt Nachrichten Lorna Ingramm Lorna Ingramm

Trump-Regierung droht Harvard wegen Antisemitismus mit Mittelkürzung

Trump-Regierung droht Harvard wegen Antisemitismus mit Mittelkürzung

Trump-Beamte werfen Harvard antisemitische Diskriminierung vor und drohen, alle Bundesmittel zu streichen, falls keine Reformen erfolgen.

Bundesuntersuchung deckt Diskriminierungsmuster auf

Die Trump-Regierung hat der Harvard-Universität eine offizielle Verletzungsmitteilung zugestellt und wirft der Hochschule vorsätzliche und systematische Diskriminierung jüdischer Studierender auf dem Campus vor. In einem Schreiben an Harvard-Präsident Alan Garber erklärte die Task Force zur Bekämpfung des Antisemitismus, dass eine Untersuchung des Amts für Bürgerrechte (OCR) im Gesundheitsministerium (HHS) die Universität in „eklatantem Verstoß“ gegen Titel VI des Civil Rights Act befinde, der Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe oder Herkunft verbietet.

Die Untersuchung dokumentierte zahlreiche, wiederholte Fälle von Belästigung, darunter körperliche Angriffe, Drohungen und das weit verbreitete Verbergen jüdischer Identität aus Angst vor Ausgrenzung. Laut OCR berichtete die Mehrheit der jüdischen Studierenden von Vorurteilen oder Diskriminierung, ein Viertel fühlte sich auf dem Campus physisch unsicher. Der Bericht beschreibt Vorfälle, bei denen jüdische und israelische Studierende angegriffen, bespuckt oder von Campus-Bereichen ausgeschlossen wurden. Ein besonders auffälliges Beispiel war Campus-Graffiti mit einem Dollarzeichen im Davidstern sowie Schmierereien mit der israelischen Flagge, bei der das Davidstern durch ein Hakenkreuz ersetzt war.

Versäumnisse bei der Bekämpfung von Antisemitismus führen zu Bundesrüge

Das Schreiben kritisierte zudem Harvards Umgang mit Protesten nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023. Die Behörden berichteten, dass anti-israelische Demonstrationen zu Aufrufen zu Völkermord und Mord führten und jüdischen sowie israelischen Studierenden der Zugang zu Campus-Bereichen verweigert wurde. Laut den Ergebnissen waren Disziplinarmaßnahmen gegen an den Protesten beteiligte Studierende uneinheitlich; nur ein Bruchteil wurde bestraft, keiner suspendiert.

Bundesbeamte stellten fest, dass Harvard „unsere Feststellungen nicht bestritt, noch bestreiten konnte“ und warfen der Universität institutionelles Nichthandeln und die Aufrechterhaltung einer „demografischen Hierarchie“ vor, die Antisemitismus fördert. Im Schreiben heißt es, dass Harvards Diversity-Politik dazu geführt habe, dass jüdische Studierende ihre Identität verstecken und Demütigungen an einer einst exzellenten Universität erfahren müssen.

Androhung schwerer Sanktionen bei Nichtbefolgung

Die Verwaltung machte deutlich, dass Harvard ohne sofortige Reformen sämtliche Bundesfinanzierungen verlieren und die Beziehung zur Regierung dauerhaft beeinträchtigt werde. Harvard könne zwar weiterhin ohne diese Privilegien operieren, müsse jedoch mit hohen Kosten rechnen, falls es sich nicht an das Bürgerrecht hält.

Die Untersuchung erfolgt, nachdem die Trump-Regierung bereits Milliarden an Bundesmitteln für Harvard gestrichen hat. Universitätsverantwortliche warnten vor erheblichen finanziellen Belastungen und Entlassungen. Im abschließenden Brief wurde auf das Supreme-Court-Urteil von 2023 Bezug genommen, das affirmative action bei Zulassungen untersagt und eine Verbindung zwischen historischen und aktuellen Diskriminierungsmustern herstellt.

Während Harvard nun seine Reaktion abwägt, dürfte das Ergebnis das künftige Verhältnis zwischen Hochschulen und Bundesbehörden maßgeblich prägen und als Präzedenzfall für Bürgerrechtsdurchsetzung an US-Universitäten dienen.