
USA beschränken Wahlerklärungen auf strategische Interessen
Das US-Außenministerium beschränkt Wahlerklärungen im Ausland auf klare US-Interessen und verlagert den Fokus von der Demokratieförderung hin zu Strategie.
USA begrenzen Wahlerklärungen im Ausland auf „klare und zwingende“ Interessen
Die Vereinigten Staaten haben einen bedeutenden Wandel in ihrem diplomatischen Ansatz vollzogen: Das Außenministerium kündigte an, dass es nur dann öffentlich zu ausländischen Wahlen Stellung nehmen wird, wenn ein „klares und zwingendes“ amerikanisches Interesse besteht. Diese neue Direktive, die in einem Memo von Außenminister Marco Rubio formuliert wurde, bedeutet eine Abkehr von der Förderung demokratischer Werte im Ausland und stellt strategische US-Interessen in den Mittelpunkt der öffentlichen Kommunikation.
Das Memo weist alle Auslandsvertretungen und Beamten an, keine Stellungnahmen zur Fairness, Legitimität oder zum demokratischen Charakter von Wahlprozessen in anderen Ländern abzugeben, es sei denn, es liegt eine Genehmigung auf hoher Ebene vor – und selbst dann werden solche Genehmigungen selten erteilt. „Im Einklang mit dem Schwerpunkt der Regierung auf nationale Souveränität wird das Ministerium nur dann öffentlich zu Wahlen Stellung nehmen, wenn ein klares und zwingendes außenpolitisches Interesse der USA besteht“, heißt es in der Direktive.
Nach den neuen Richtlinien dürfen Botschaften und Konsulate routinemäßig Glückwünsche an die Gewinner ausländischer Wahlen übermitteln, sofern das Ergebnis nicht umstritten ist. Möchte ein Posten jedoch einen Prozess kritisieren, zum Beispiel bei Gewalt oder Betrug, ist eine Genehmigung auf hoher Ebene erforderlich. Das Memo weist die Mitarbeiter an, sich in Stellungnahmen strikt auf das Ergebnis und nicht auf den Wahlprozess zu konzentrieren.
Verschiebung von der Demokratieförderung zu strategischen Interessen
Dieses Politik-Update stellt eine deutliche Abkehr von früheren Regierungen dar, die häufig öffentliche Stellungnahmen nutzten, um demokratische Praktiken zu fördern oder undemokratische Handlungen zu verurteilen. Stattdessen legt Rubios Direktive den Schwerpunkt auf nationale Souveränität der USA und die Förderung konkreter außenpolitischer Ziele. „Nutzen Sie Wahlaussagen, um ein außenpolitisches Ziel der USA zu fördern“, heißt es im Memo. „Verwenden Sie sie nicht, um eine Ideologie zu verbreiten.“
Die Beamten werden auch angewiesen, zu prüfen, ob ihre Stellungnahmen die Ansichten des Präsidenten widerspiegeln, wie sie in seiner Rede im Mai in Saudi-Arabien zum Ausdruck kamen. Präsident Donald Trump machte dort klar, dass sich die USA künftig nicht mehr in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischen würden – ein Schritt, der die jahrzehntelange interventionistische Politik im Nahen Osten und anderswo beenden soll.
Auch wenn die Politik der Regierung insgesamt auf Zurückhaltung setzt, gab es jüngst Ausnahmen. So verhängte Trump vergangene Woche einen 50-prozentigen Zoll auf Brasilien als Reaktion auf den Prozess gegen Ex-Präsident Jair Bolsonaro, dem vorgeworfen wird, nach den Wahlen 2022 einen Putschversuch organisiert zu haben. Solche gezielten Interventionen sind nun jedoch die Ausnahme und nicht mehr die Regel.
Der neue Ansatz hat weitreichende Auswirkungen auf die US-Diplomatie. Menschenrechtsaktivisten und Oppositionsgruppen im Ausland betrachteten US-Erklärungen zu Wahlen bislang als Signal für internationale Unterstützung oder Verurteilung. Künftig wird sich Washingtons Stimme auf Momente beschränken, in denen strategische Interessen der USA direkt betroffen sind, statt routinemäßig für die Förderung der Demokratie eingesetzt zu werden.
Während sich das Außenministerium auf diese neue Doktrin einstellt, sind US-Beamte im Ausland angehalten, alle öffentlichen Aussagen an den Prioritäten der Regierung auszurichten, politische Ziele voranzutreiben und gleichzeitig die Souveränität anderer Nationen zu respektieren.