Veröffentlichungsdatum: 03.07.2025 09:30 / Welt Nachrichten Karl Bernestein Karl Bernestein

Wisconsins Oberster Gerichtshof kippt Abtreibungsverbot

Wisconsins Oberster Gerichtshof kippt Abtreibungsverbot

Der Oberste Gerichtshof von Wisconsin hat das Abtreibungsverbot von 1849 aufgehoben – ein Urteil, das von der neu gewählten liberalen Mehrheit nach der teuersten Justizwahl in der US-Geschichte geprägt wurde.

Geteiltes Urteil beendet 176 Jahre altes Verbot

Der Oberste Gerichtshof von Wisconsin hat am Mittwoch mit 4:3 Stimmen ein nahezu vollständiges Abtreibungsverbot aufgehoben, das seit 1849 in Kraft war. Die liberalen Richter – alle vier Mitglieder der neuen Mehrheit – stimmten für die Abschaffung des Gesetzes, während drei konservative Richter dagegenhielten. Das Urteil spiegelt sowohl den politischen Wandel im Gericht als auch den Einfluss einer rekordverdächtigen Wahl wider, die mehr als 100 Millionen Dollar an Spenden einbrachte.

Richterin Rebecca Dallet, die für die Mehrheit schrieb, verwies auf neuere staatliche Gesetze – insbesondere ein Gesetz von 1985, das Abtreibungen bis zur Lebensfähigkeit des Fötus (etwa 20. Woche) erlaubte – als Grund, das viel ältere Statut aufzuheben. „Wir kommen zu dem Schluss, dass die umfassende Gesetzgebung der letzten 50 Jahre, die im Detail das ‚Wer, Was, Wo, Wann und Wie‘ von Abtreibungen regelt, das gesamte Thema so gründlich abdeckt, dass sie als Ersatz für das Abtreibungsverbot des 19. Jahrhunderts gedacht war“, schrieb Dallet. Die Mehrheit stellte fest, dass die Legislative das Verbot von 1849 durch moderne Abtreibungsregelungen faktisch aufgehoben hat, sodass das alte Gesetz nicht mehr durchsetzbar ist.

Das Urteil schließt Bemühungen aus, das Gesetz von 1849 wiederzubeleben, das nach dem Urteil des US Supreme Court zur Aufhebung von Roe v. Wade im Jahr 2022 in Wisconsin wieder in den Fokus der Politik rückte. Nach dieser bundesweiten Entscheidung wurde das lange ruhende Landesgesetz wieder diskutiert, da es Abtreibungen in nahezu allen Fällen zum Verbrechen erklärte – ohne Ausnahmen für Vergewaltigung, Inzest oder selbst wenn die Gesundheit der Frau gefährdet war.

Teuerste Justizwahl setzt den Rahmen

Die aufmerksam beobachtete Wahl zum Obersten Gerichtshof, die das Gleichgewicht in Wisconsins Justiz verschob, zog beispiellose nationale Aufmerksamkeit auf sich. Die Wahl, gewonnen von der Liberalen Susan Crawford gegen den Konservativen Brad Schimel, stellte alle bisherigen Ausgabenrekorde in den Schatten – mit Unterstützung und Spenden prominenter Persönlichkeiten wie Elon Musk und dem ehemaligen Präsidenten Barack Obama. Musk spendete persönlich 3 Millionen Dollar an die Republikanische Partei von Wisconsin, während seine Super-PACs mehr als 17 Millionen Dollar für Schimel ausgaben, der von Präsident Donald Trump unterstützt wurde.

Die konservative Richterin Annette Ziegler widersprach dem Urteil und bezeichnete es als „atemberaubende Machtdemonstration der Justiz“ und warf der Mehrheit vor, nach persönlichen Präferenzen statt nach Rechtsgrundsätzen zu entscheiden. Dennoch gilt die 4:3-Entscheidung nun als Gesetz im Bundesstaat.

Gouverneur Tony Evers lobte das Urteil als Sieg für Frauen, Familien und medizinisches Fachpersonal in Wisconsin. „Vor drei Jahren hat der Oberste Gerichtshof der USA fünf Jahrzehnte Rechtsprechung aufgehoben und die reproduktive Freiheit in Wisconsin und im ganzen Land ins Chaos gestürzt“, sagte Evers. „Heute hat der Oberste Gerichtshof von Wisconsin diese grundlegende Freiheit bestätigt.“

Die Entscheidung markiert einen Wendepunkt in der laufenden Debatte über reproduktive Rechte im Bundesstaat. Sie zeigt auch, wie Justizwahlen weitreichende Auswirkungen auf zentrale Rechtsfragen und das Leben der Bürger haben können. Mit der Aufhebung des alten Verbots bleibt Wisconsins Abtreibungspolitik durch neuere Gesetze geregelt – bis künftige Wahlen oder Gesetzesänderungen erneut eine Änderung bringen.