
Großbritannien kündigt NATO-zentrierte Verteidigungsstrategie an
Großbritannien investiert 20 Milliarden US-Dollar in nukleare Abschreckung und NATO-zentrierte Verteidigungsstrategie.
Großbritannien investiert Milliarden in Atomprogramm und U-Boot-Flotte
Am Montag stellte das Vereinigte Königreich eine umfassende neue Verteidigungsstrategie vor, um auf wachsende globale Bedrohungen durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin und die veränderte militärische Haltung der USA unter Präsident Donald Trump zu reagieren. Die Ankündigung markiert eine bedeutende politische Neuausrichtung zur Stärkung der NATO-Bereitschaft und zur Verringerung der Abhängigkeit von amerikanischer Unterstützung in Europa.
Premierminister Keir Starmer erklärte, dass seine Regierung das Land auf „kriegsbereite Einsatzfähigkeit“ bringen werde. Über 20 Milliarden US-Dollar sollen in das Atomwaffenprogramm fließen, außerdem wird in Waffenproduktion, künstliche Intelligenz und Hochtechnologie investiert. Die strategische Neuausrichtung basiert auf einer Verteidigungsüberprüfung, die kurz nach Starmers Amtsantritt im letzten Sommer eingeleitet wurde.
Dem am Montag veröffentlichten 144-seitigen Verteidigungsplan zufolge sind die Bedrohungen für die nationale Sicherheit heute „ernster und unvorhersehbarer als zu irgendeinem Zeitpunkt seit dem Kalten Krieg“. Starmer betonte, dass Sicherheit mehr als nur Geld erfordere. „Wir brauchen den größten mentalen Wandel meines Lebens: Sicherheit und Verteidigung müssen zum zentralen Prinzip der Regierungspolitik werden.“
Die größte Einzelinvestition ist die Ausweitung des Atomwaffenprogramms mit fast 20,3 Milliarden US-Dollar zur Stärkung der Abschreckungsfähigkeit. Der Plan umfasst den Bau von bis zu 12 atomgetriebenen Angriffs-U-Booten im Rahmen des AUKUS-Sicherheitsbündnisses mit Australien und den USA – jedes neue U-Boot soll alle 18 Monate in Dienst gestellt werden. Ziel ist es, die Stabilität im Indopazifik zu gewährleisten und chinesischer Aggression entgegenzuwirken.
Reaktion auf NATO-Sorgen und US-Engagement
Die Strategie Großbritanniens verfolgt eine „NATO-First“-Doktrin, die sich auf die europäische Verteidigung konzentriert, dabei aber mögliche Veränderungen im US-amerikanischen Militärengagement berücksichtigt. Obwohl Trump während seiner ersten Amtszeit eine höhere NATO-Verteidigungsausgabe forderte, erfüllten die meisten Länder diese Zusagen erst nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022.
Aktuell überschreiten fünf NATO-Staaten – darunter die USA – die Marke von 3 % des BIP, während acht Länder weiterhin unter dem NATO-Ziel von 2 % liegen. Großbritannien plant, seine Verteidigungsausgaben bis 2027 auf 2,5 % des BIP zu erhöhen und bis 2030 auf 3 % zu steigern. Präsident Trump fordert eine Zielmarke von 5 %, die bislang kein Mitgliedstaat – auch nicht die USA – erreicht hat.
Verteidigungsminister John Healey erklärte: „Wir befinden uns in einer neuen Ära der Bedrohung, die eine neue Ära der britischen Verteidigung erfordert.“ Analysten warnen, dass Russlands Bedrohung langfristig bestehen bleibt – auch über den Krieg in der Ukraine und eine mögliche Post-Putin-Ära hinaus.
Großbritannien will eine Führungsrolle innerhalb der NATO übernehmen, insbesondere da die Verlässlichkeit der USA in künftigen Konflikten zunehmend hinterfragt wird. Ein weiterer Fokus liegt auf innergesellschaftlicher Resilienz zur Stärkung des nationalen Zusammenhalts.
Die Verteidigungsstrategie gilt als eine der tiefgreifendsten politischen Neuorientierungen der letzten Jahrzehnte und unterstreicht das Engagement Großbritanniens für kollektive Sicherheit in Europa.