
Trump geht gegen Harvards Visaprogramm vor
Präsident Trumps Versuch, Harvards Studentenvisaprogramm wegen Antisemitismusvorwürfen zu widerrufen, löst einen brisanten Rechtsstreit mit weitreichenden Folgen für Einwanderung und Meinungsfreiheit aus.
Visastreit entfacht rechtlichen und politischen Konflikt
Die Regierung von Präsident Donald Trump strebt den Entzug von Harvards Befugnis zur Vergabe internationaler Studentenvisa an. Begründet wird dies mit angeblicher Unterstützung von Antisemitismus und Verbindungen zu terroristischen Sympathisanten auf dem Campus. Das Heimatschutzministerium (DHS) behauptet, Harvard habe sich geweigert, Informationen über Visa-Inhaber mit mutmaßlichen Hamas-Verbindungen bereitzustellen.
DHS-Sekretärin Kristi Noem bezeichnete die Universität als einen Ort, der „Gewalt, Antisemitismus und Koordination mit der Kommunistischen Partei Chinas“ fördere. Die Regierung hat bereits Maßnahmen zur Streichung Harvards aus dem Studenten- und Austauschbesucherprogramm (SEVP) eingeleitet, woraufhin Harvard rechtliche Schritte einleitete.
Harvard reichte eine Klage ein und argumentierte, dass die Maßnahmen der Regierung gegen die Verfassung, das ordnungsgemäße Verfahren und das Verwaltungsverfahrensgesetz verstoßen. Ein Bundesrichter erließ daraufhin eine einstweilige Verfügung, um den Status quo aufrechtzuerhalten.
Experten warnen vor weitreichenden Befugnissen
Juristen weisen darauf hin, dass das SEVP dem DHS untersteht und die Regierung großen Ermessensspielraum besitzt. Internationale Studierende genießen nicht denselben verfassungsrechtlichen Schutz wie US-Bürger, was sie und ihre Universitäten verwundbar macht.
Der ehemalige Justizbeamte Aram Gavoor erklärte, das DHS könne „außerplanmäßige Überprüfungen“ einleiten, wenn es Hinweise auf Missbrauch oder Terrorismusverbindungen gibt. Harvard hat nun 30 Tage Zeit, um Beweise vorzulegen, die den Vorwürfen widersprechen.
Robert Shibley, Rechtsberater einer Bürgerrechtsorganisation, warnte, dass ein sofortiger Widerruf ohne ordnungsgemäßes Verfahren gegen Bundesrecht verstoßen könnte. Dennoch sei der Ausgang ungewiss.
Antisemitismusvorwürfe und Harvards Reaktion
Harvard-Absolvent Jonathan Harounoff, UN-Sprecher Israels, kritisierte die Universität dafür, dass sie „gegen das Weiße Haus härter kämpfe als gegen Antisemitismus.“ Er warf der Hochschule vor, Studenten mit terroristischen Sympathien zu schützen und gewaltsame Proteste zu dulden.
Universitätspräsident Alan Garber erklärte, die Maßnahmen der Regierung seien Vergeltung und griffen die akademische Unabhängigkeit an. Rund 7.000 internationale Studierende könnten betroffen sein.
Supreme Court und Befangenheit
Der Fall könnte bis vor den Obersten Gerichtshof gelangen. Vier der aktuellen Richter sind Harvard-Alumni, darunter Richterin Ketanji Brown Jackson, deren Tochter dort studiert. Die Debatte über mögliche Befangenheit nimmt zu.
Da keine klare Regel für Rücktritte aus persönlichen Gründen existiert, liegt die Entscheidung allein bei den Richtern. Der Fall könnte einen Präzedenzfall schaffen.
Ein Urteil zugunsten der Regierung könnte Auswirkungen auf andere Universitäten haben und das Gleichgewicht zwischen akademischer Freiheit und nationaler Sicherheit neu definieren.